Köln Marathon 2025

05.10.2025 KölnMarathon 2025

 Epilog:

Im Sommer 2022 kam ich auf die glorreiche Idee, einen Marathon unter drei Stunden zu laufen. Die Form war seinerzeit gut und so meldete ich mich in Frankfurt an, da dort eine schnelle Strecke sein sollte und es nicht weit weg ist. Leider bekam ich vier Woche vor dem Wettkampf Corona, so dass ich den Start auf 2023 schieben musste.

2023 kam Torsten dann auf mich zu, ob wir nicht zusammen in Berlin starten wollen. Dort sollte die Strecke ja noch schneller sein, dazu ein starkes Feld. Also war der Plan dort die SUB3 anzugehen, als Backup stand der verschobene Start in Frankfurt einen Monat später. Also los.
Berlin ging bekanntlich mächtig in die Hose (3:05h), und dank der körperlichen Zerstörung in der Hauptstadt war auch das Unterfangen in Frankfurt wenig erfolgsträchtig (3:08h).

2024 meldete ich mich halbherzig in Köln an. Aufgrund eines langwierigen Bänderrisses beim Training für den RET50 war die Form im Herbst aber nicht ausreichend. Am Ende Stand eine 3:07 zu Buche. Ziel wieder verfehlt.

 Der Saga letzter Teil

2025 dann ein neuer Ansatz. Wieder hatte ich mich in Köln angemeldet. Das Training wurde aber vier Monate vor dem Wettkampf stark intensiviert. Regelmäßige 100er Wochen mit echt fordernden Einheiten brachten mich an meine Grenzen und dazu diese weiter rauszuschieben. Das Training lief aber voll nach Plan, meine Garmin diagnostizierte über vier Monate Formaufbau! Das war ich von der sonst eher launischen Uhr nicht gewohnt. In der letzten Taperwoche lief es dann nicht so optimal. Erst die Wettervorhersage: 12 Grad Regen und starker Wind. Dann hatte ich auf einmal starke Nacken/Rückenschmerzen. Dazu kam eine anklopfende Erkältung. Zum krönenden Abschluss habe ich mir dann zwei Tage vor dem Wettkampf den kleinen Zeh gebrochen.

Am Renntag ging es dann früh mit der Bahn in die Stadt. Am Ziel angekommen habe ich mich für das Rennen fertig gemacht und wollte meinen After Race Beutel abgeben. Torsten, mein persönlicher Supporter für den Tag, brachte den dann zur Abgabestelle. Erstens war es ordentlich am Regnen, so dass ich mich für die Zeit trocken unterstellen konnte, zweitens konnte ich so ein paar Meter sparen. Als er wieder da war, machten wir uns auf zum Start. Es ging im Strom mit hunderten weiteren Athleten am Dom vorbei über die Hohenzollernbrücke zum Deutzer Bahnhof. Bisher lief alles nach Plan, wir hatten noch 15 Minuten bis zum Start. Ich stellte mich in den ersten Startblock und wartete darauf, dass es endlich losgeht. Monate, wenn nicht Jahre des Trainings galt es nun in diesem Moment auf die Straße zu bringen. Noch fünf Minuten, ich ziehe die Regenjacke aus und werfe sie Torsten an den Rand. Der Regen hat aufgehört und es kommt doch glatt die Sonne raus. Perfekt. In der Menge sind der Wind und die Temperatur nicht so schlimm. Noch eine Minute. Das Feld wird langsam nervös. Es schiebt sich alles noch ein paar Meter zur Startlinie. Aus den Boxen ertönt der Sprecher und beginnt den Countdown. 10....3-2-1 los. Nach ein paar Sekunden antraben geht es durch den Startbogen und ich starte meine Uhr.

In den ersten Metern zur Brücke ist es richtig eng und das Feld nervös. Ich achte darauf, dass ich nirgendwo drauftrete und umknicke. Das Rennen beginnt schließlich gerade erst. Auf der Brücke kommt der Wind hart von links. DAs bedeutet die Rheinuferstraße nach Rodenkirchen wird ordentlich Gegenwind sein. Der erste Kilometer auf der Brücke ist rum. 4:08m. Perfekter Start. Ich hole die Pacer mit den 3:00 Fähnchen ein und beschließe erst mal mich für den Gegenwind Part schön im Feld zu verstecken. Die Taktik geht auch gut auf. Auf den ersten 6 Kilometern merke ich kaum den Wind. In Rodenkirchen wird es das erste Mal wieder voller. Am Marktplatz steppt der Bär. Es geht aber auch schon bald wieder zurück und ich bleibe weiter in der Gruppe. Die Pace liegt so zwischen 4:11 und 4:15 und es fühlt sich gut an. Zehn Kilometer gehen mit 41:53m durch. Alles läuft nach Plan.

Apropos Plan. Bei Kilometer 11 ist der erste Treffpunkt mit Torsten. Ich merke, daß die Gruppe viel zu groß ist, um kurzfristig die Straßenseite zu wechseln. Wir hatten leider auch nicht besprochen auf welcher Seite er stehen soll. So setze ich mich mit einem kurzen Zwischensprint vor die Gruppe, wo ein kleines Loch ist. Kurze Zeit später steht Torsten am vereinbarten Punkt. Frisches Gel aufnehmen und weiter. Der Plan ist es, alles 20 Minuten ein Gel zu nehmen. Weiter gehts am Chlodwigplatz vorbei zum Heumarkt. Dann die leichte Steigung zum Neumarkt. Ich hatte mich an eine kleine Gruppe geklemmt, die vor den 3Stunden Pacern lief. Das Tempo war hier etwas höher. So gingen die nächsten Kilometer alle in 4:04-4:08 rum. Etwas schneller als gedacht, aber ich fühlte mich gut. Es ging auf die Innere Kanalstraße zur Uni. Nächster Treffpunkt mit Torsten, aber ich sehe ihn nicht. Kein Problem, habe ja noch ein Notfallgel dabei. In der Runde in Sülz nehme ich das. Dritter Treffpunkt mit Torsten, wo ist er? Scheiße. Ich werde ein wenig nervös. Die zweiten zehn Kilometer gehen mit 40:25 vorbei, der Halbmarathon mit 1:28:30h. Ich habe jetzt 90 Sekunden Vorsprung. Bei Kilometer 23 steht immer meine Mutter, dieses Jahr mit meiner Tante. Ein kurzer Wink und es geht auf die Aachener Richtung viertem Treffpunkt. Hier wäre Zeit für das nächste Gel. Wenn Torsten da ist, ist alles im Lot. Mein Blick wandert von links nach rechts aber ich finde ihn nicht. Ist dem was passiert?  Gabs einen Notfall? Verdammt. Es kommen Rudolphplatz und Friesenplatz. Leichte Vorstufe der Eskalation am Streckenrand. Andauernd höre ich meinen Namen. Die Gedanken kreisen um die Verpflegung. Ab jetzt gibts Bananen am Verpflegungspunkt. Wollte ich zwar nicht essen, aber besser als nix. Fünfter Punkt mit Torsten – nicht da. Ich nehme etwas Tempo raus und überlege, was ich machen kann. Vielleicht einem anderen Supporter ein Gel aus der Hand reißen, Geld bieten? Ach ich hab ja nix dabei…. Auf der Venloer kommt das nächste Stimmungsnest. 100 Meter Tour de France Feeling. Danach die letzte Hoffnung auf Torsten. Ich sacke innerlich etwas zusammen. Womöglich alles für die Katz?

Der nächste Verpflegungspunkt kommt in Sicht und ich laufe ihn auf der Seite an. 50 Meter davor gucke ich zufällig nach rechts. TOOOOOORSTEEEEEEEEEEEEEEN. Er sieht mich und spurtet an meine Seite. Endlich zwei Gels, eins direkt verschlungen und eine Softflask mit Powerrade. Es fällt gefühlt ein 10kg Rucksack ab und es geht weiter am Mediapark vorbei. Die dritten 10km sind trotz allem mit 41:44 voll im Plan. Torsten steht am nächsten Punkt und drückt mir wieder zwei Gels in die Hand. Damit ist die Verpflegung gesichert. Es geht raus nach Niel. Das Feld hat sich etwas gelichtet, so dass ich immer wieder voll im Wind stehe. Ich versuche immer wieder Windschatten zu finden, aber es funktioniert mehr schlecht als recht. Bei Kilometer 33 sind es noch neun ins Ziel. Einstellig! Aber diese neun Kilometer sind genau so anstrengend, wie die 33 davor. Meine Oberschenkel melden auch dezenten Unmut ob des ständigen Antreibens, aber insgesamt bin ich noch nicht am Limit.

Kilometer 35. Ich habe den Vorsprung vom Halbmarathon gehalten und rechne aus, wie schnell ich die letzten sieben Kilometer laufen muss für SUB3. Es sind 4:30m, das fühlt sich gut an. Zum ersten Mal kommt die Zuversicht etwas raus. In Berlin bin ich an dieser Stelle explodiert, aber danach fühlt es sich nicht an. Als ich bei Kilometer 37 etwas verwundert auf die Uhr sehe, wundere ich mich wo denn die 36 war. Geil, nur noch fünf. Ich krame das letzte Gel raus, trinke nochmal ordentlich am Verpflegungspunkt und weiter. Noch vier Kilometer, kurz gerechnet, es reichen ab jetzt 4:50m! Von der Seite höre ich lautstark meinen Namen. Michael, Emina und Kathrin peitschen mich nach vorne und ich gebe die letzten Reserven frei. Die zwei Kilometer auf dem Ring fliegen in 4:00m nur so dahin. Als ich am Rudolphplatz abbiege bin ich sicher, dass es klappen wird. Ich hole nochmal alles raus. Kilometer 41 in 3:50m. Die Beine brennen. Zu früh zu schnell? Nein, heute reicht das. Auf der Hohe Straße sehe ich die Domspitzen. Das Ziel ist nah, die Kraft schwindet. Es geht um die letzte Kurve. Da ist der rote Teppich. Mir gehen fast die Beine weg. Ich kann mich nur mit Mühe aufrecht halten. Sofort reduziere ich das Tempo und wanke ins Ziel und danach zu Boden.

Mir fehlt sogar die Kraft meine Uhr zu stoppen. Sofort sind die Sanis da und holen mich wieder auf die Beine. Zitternd trinke ich eine Cola – und drücke meine Uhr ab. 3:03... Nach kurzem Check der Online Ergebnisse: 2:56:36h. Geil, das war doch deutlich unter drei Stunden. Es hat endlich geklappt.

Ich scrolle durch das Ergebnis und kann es kaum glauben. Mein erster Marathon mit negativ Split. Der zweite Halbmarathon war mit 1:28:07h 22 Sekunden schneller als der erste. Die 5km Splits sind alle innerhalb von 30 Sekunden. Ich bin insgesamt auf Platz 199 von über 10.000 Startern. In meiner Altersklasse reichte es zum kölschen Platz 11 von 501 Finishern.

Mission accomplished – start off-season!

 

so far
#keeponrunning